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Form der Materie (Raum, Zeit und Masse) bei Kant

Brigitte Falkenburg untersucht im ersten Teil Ihres Buches von 1987 "Die Form der Materie" die Metaphysik der Natur von Kant. Die Concept Map ist in enger Anlehnung an die Rezeption Falkenburgs der "Metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft" erfolgt. Die Grafik stellt die Beziehungen des Kantschen Ereknntniskonzeptes (Vernunft, Verstand, Anschauung, Ding an sich), die darin aufgehenden Beziehungen von Form und Materie und wiederum die darin entstehenden Beziehungen von Raum, Zeit und Masse dar.

Wie Kant die "apodiktische Synthesis" zu Gesetzen der Bewegung aus dem Verstand konstruiert kann erahnt werden aus der Parllelität der Themen der klassischen Mechnaik zu den Kategorien. Wie weit ihn die Vernunftideen in sich konsistent leiten (ihm regulierend dienen) ist aus der Grafik nur andeutungsweise ersichtlich, da wo der Bezug auf das Ganze (Materie, Natur, Kosmologie, Ding an sich) dargestellt wird. Kant übernimmt Leibniz' Relativität von Raum und Zeit gegen Newtons absoluten Raum mit dem Postulat "des zureichenden Grundes". Die Relation zwischen den Sinnes-Gegenständen macht Kant Schwierigkeiten, weil die "Ununterscheidbarkeit des Identischen" relational nicht notwendig zur Unterscheidbarkeit in Raum und Zeit wird. Insbesondere die Trägheit der Masse in Raum und Zeit kann er laut Falkenburg aus Vernunftideen heraus nicht begründen, wenn er den Raum nicht absolut sieht.

Mit Materie als Inhalt der Form hat Kant also Probleme. Materie als das Ganzes der Natur kann in Kants Erkenntnissystem nicht objektiv sein, da das Ganze niemals erfahrbar ist und nur reiner Vernunft zugänglich ist. Masse in Bewegung tritt als sinnliche Anschauung auf. Die Bewegungsgesetze von Masse sind aus dem Verstand zu konstruieren und  können in der Erfahrung überprüft werden.. Das ist zumindest für Kant in seiner Zeit nachollziehbar. Aber was für ein Vernunftprinzip apriori führt dazu, dass Masse als Bewegung (als Wirkung von Schwere und Trägheit) in der Anschauung erfahrbar wird?

Kant Falkenburg Form Materie

Regulative Aufgabe der Vernunft und ihr zu Widersprüchen führender tranzendentaler Anspruch auf Begreifen des Totalen.

Siehe auch nebenstehende Ausführungen am Rand. Unter dem Stichwort "Transzendale Ideen" werden drei den Vernunftschlüssen (auf das Ganze zielende Schlüsse) zu Grunde liegenden Ideen aufgeführt. Vernunft erkennt zudem die Bedeutung von Prinzipien.

Sie stellt Regeln für das Denken auf (siehe Stichwort Vernunft). In der Grafik werden zwei Prinzipien von Leibniz als regulative Ideen genannt. Das Postulat, einer Wirkung müsse eine Ursache vorausgehen wird in der Grafik als regulative Idee erwähnt, es taucht aber auch in der Kategorie der Relation wieder auf alser Wirkung - Ursache Zusammenhang. Viele regulative Ideen (foci imaginarii) leiten die Erkenntnis. Okhams Rasiermesser: die einfachste (wenig Hypothesen, in sich logisch konsistent) Theorie ist es; Newton: der Raum ist absolut; Leibniz der Raum ist Ausdruck der Relationen von Gegenständen; Einstein: gegeneinander beschleunigte Systeme sind zur Beschreibung der Natur äquivalent.

Eines der uns interessierenden regulativen Prinzipien Kants ist das Prinzip der Zweckmäßigkeit der Natur (siehe auch Falkenburg, Seite 118).

Für Kant sind regulative Ideen "rein", ohne Bezug auf Erfahrung.