An sich Sein, für Anderes Sein, für sich Sein

In seiner Vorlesung "Einführung in Hegels Logik, SoSe 2013, Heidelberg" fasst Koch (Seite 44) den Unterschied und das Zusammenspiel von "an sich" und "für sich" so zusammen:

"Und wie steht es bei Hegel? Im reinen Sein des Anfangs waren Reales und Ideales vereint. Das Sein war ja einerseits das Gedachte oder Angeschaute und andererseits das Denken und Anschauen selber. Dieses reine Sein gab das Thema vor, das in der WdL variiert wird, auch wenn es dann in den Hintergrund trat zugunsten des Werdens und des Daseins.

Auf eine sehr elementare, noch ganz unartikulierte Weise war das reine Sein also schon ein An-und-für-sich-Sein. Und dieser etwas umständliche Begriff zeigt auch die Richtung an, in die wir uns hier bewegen müssen."

Ansischsein

"Dem, was an sich ist, ist es (prima facie) gleichgültig, ob es auch noch gedacht und vorgestellt wird. Es ist real und genügt sich in seiner Realität selbst, ohne daß es auch noch gedacht werden, d.h. Inhalt eines Denkens sein müßte. Ein reines Ansichsein, ganz unabhängig von allem Gedachtwerden, gibt es m. E. nicht: Was an sich ist, muß auch für irgendein Subjekt sein. (Das ist ein Korollar meiner sog. Subjektivitätsthese und im übrigen auch Hegels Lehre.)

Reines Ansichsein: ein reales Sein, das kein Inhalt eines Erkennens ist. [Unmöglich]"

Fürsichsein

"Den sozusagen „nihilistischen“ Gegenpol zum reinen Ansichsein bildet das reine Fürsichsein. Damit ist ein Sein gemeint, das nur und ausschließlich dadurch ist, daß es selbst sich denkt oder imaginiert. Es ist reines Aufgehobensein in und durch sich selbst. (In der Seinslogik ist es der Nachfolger des Daseins.)"

Reines Fürsichsein: ein Sein, das nur als ideelles, in sich selber aufgehobenes ist.

An-und-für-sich-sein

Am Ende der PhG und am Anfang der WdL haben wir aber weder das eine noch das andere (weder reines Ansichsein noch reines Fürsichsein), sondern ein absolutes Wissen, das zugleich reines Sein ist, also (mit den Worten Schellings) ein Subjekt-Objekt, das sowohl an sich wie auch für sich ist.

So hat bereits Aristoteles den Gott konzipiert. Er soll einerseits reines Denken desjenigen Denkens, das er selber ist, noêsis noêseôs, sein und zugleich reine Wirklichkeit und Tätigkeit, actus purus, die allerrealste Substanz und dabei immaterielle, rein denkende Tätigkeit und Wirklichkeit.

An-und-für-sich-Sein: ein Sein, das sowohl ganz und gar für sich als auch durch und durch real ist."

 

Hegels logische Schritte zum Dasein als Für-sich-Sein

Hegel entwickelt das Fürsichsein als unendlichen Prozess zum absoluten Dasein. Unten wird die Hegels Zusammenfassung der Schritte des logischen Prozesses im Kapitels zum Fürsichsein als Concept Map (Begriffs-Landkarte) versucht.

WdL, Buch 1, Drittes Kapitel - Das Fürsichsein

Im Fürsichsein ist das qualitative Sein vollendet; es ist das unendliche Sein. Das Sein des Anfangs ist bestimmungslos.

Das Dasein ist das aufgehobene, aber nur unmittelbar aufgehobene Sein; es enthält so zunächst nur die erste, selbst unmittelbare Negation;

das Sein ist zwar gleichfalls erhalten und beide im Dasein in einfacher Einheit vereint, aber eben darum an sich einander noch ungleich und ihre Einheit noch nicht gesetzt.

Das Dasein ist darum die Sphäre der Differenz, des Dualismus, das Feld der Endlichkeit. Die Bestimmtheit ist Bestimmtheit als solche, ein relatives, nicht absolutes Bestimmtsein.

Im Fürsichsein ist der Unterschied zwischen dem Sein und der Bestimmtheit oder Negation gesetzt und ausgeglichen;

Qualität, Anderssein, Grenze wie Realität, Ansichsein, Sollen u.s.f. - sind die unvollkommenen Einbildungen der Negation in das Sein, als in welchen die Differenz beider noch zugrunde liegt.

Indem aber in der Endlichkeit die Negation in die Unendlichkeit, in die gesetzte Negation der Negation, übergegangen, ist sie einfache Beziehung auf sich, also an ihr selbst die Ausgleichung mit dem Sein - absolutes Bestimmtsein.

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich, Wissenschaft der Logik, Erster Teil. Die objektive Logik, Erstes Buch: Die Lehre vom Sein, Erster Abschnitt: Bestimmtheit (Qualität), Drittes Kapitel: Das Fürsichsein - Zeno.org

 

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