Erkenntnis: Hegel
Georg Wilhelm Friedrich Hegel lebte vom 27. August 1770 bis 14. November 1831 (Wikipedia). Er war Zeitgenosse von Carl Friedrich Gauß (1777 bis 1855), Bernard Bolzano (1781 bis 1848), Augustin-Louis Cauchy (1789 bis 1857). Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775 bis 1845) war philosophischer Zeitgenosse und Ideengeber.
Hier interessiert sein Verhältnis zur Philosophie Kants. Um mit einem Verb Hegels zu reden: Hegel hebt Kants Theorie der menschlichen Erkenntnis auf. Aufheben heißt für Hegel befördern (hoch heben), bewahren, beseitigen.
Von Kant zu Hegel
Kant: Befördert, bewahrt, beseitigt
Befördert wird Kants Strukur der Erkenntnis zu einem Prozess der Erkenntnis. Auch für Kant war Erkenntnis ein Prozess. Der Prozess spielt sich aber in den festen Strukturen der Vernunft und des Verstandes ab. Durch Anschauung (Erfahrung) werden die Konstruktionen des Verstandes auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft. Hegel macht die Trennung von Vernunft und Verstand nicht mit und sieht in der Vernunft die Einheit der widersprüchlichen Elemente Denken und Sein. Die widersprüchliche Bewegung der beiden Begriffe führt zu einer höheren Stufe der Vernunft, als neue Einheit von Denken und Sein.
Bewahrt werden Kategorien. Kant transformiert 4 (logische) Formen von Urteilen in 4 Kategorien (transzendentale Verstandesbegriffe), unter die Erkenntnis "gezwungen" wird. Schon die Kategorien waren "dialektisch" (2 Momente und ein verbindendes Moment) angelegt. Hegel allerdings entwickelt sie beginnend mit der Negation des "reinen Seins", des "Nichts". Es ist zunächst mal die Negation eines ganz und gar unbestimmten Begriffs "Sein". Der Widerspruch zwischen den Begriffen Sein und Nichts hebt sich im "Werden" auf. "Werden" bildet die Einheit von "Sein" und "Nichts". Der Gedankengang der Wissenschaft der Logik (Sein -> Wesen -> Begriff) wird in einem Artikel von Wikipedia zusammenfassend nachgezeichnet. Georg Wilhelm Friedrich Hegel – Wikipedia (Einstieg im Teil Logik des Artikels).
Beseitigt wird Kants Prinzip, das "Ding an sich" sei nicht erkennbar und die Experimente der Vernunft führen (zumindest bei falschen Fragestellungen) zu Antinomien. Der Vernunft schreibt Hegel Objektivität zu. Hegel fasst Objekt und Begriff als Einheit, als identisch auf. Es wird letzlich ersetzt durch die Wirklichkeit als Einheit von Erscheinung und Wesen oder als Einheit von Innerem und Äußerem. Wobei die jeweilige Einheit sich immer wieder neu herstellt.
Strukturen und Prozess des Denkens und Erkennens
Hegel wendet sich auf Fichte gestützt gegen das Botanisieren von Kant. Das verstehe ich so, dass Kant die Strukturen und Begriffe des Denkens sortiert, auf denen Denk- und Erkenntnisprozesse stattfinden. Hegel denkt eher daran die Widersprüche im Denken (im Idellen) und die Widersprüche beim Denken oder Erkennen des Reellen wenn nicht zu überwinden, so doch sie für einen Prozess der Erkenntnis fruchtbar zu machen. Insofern er Denken und Sein als jeweils neue Einheit anstrebt beeinhaltet dieser Prozess die Veränderung und Entwicklung von Natur- und Gesellschaft. Insofern vertritt Hegel Evolution des Denkens, er ist der Darwin des Erkennens, Kant als Botaniker ist der Linné des Erkennens.
Grober Vergleich der Erkenntnissystem von Kant und Hegel
Der Begriff des Widerspruchs und die Methode der Negation
Der Begriff kann mit mehreren Bedeutung sowie Paronymen auftreten ("Synonymen", die jeweils einen Aspektt von "Widerspruch" abdecken). Zum Beispiel Gegensatz, Widerspruch, Paradoxie, Antinomie (Hegel Lexikon S. 106), Polarität, Ambivalenz, Ambiguität, Amphibolie, Kontradiktion, Konträres. "Müller Science" hat einige Definitionen zusammengestellt. Siehe auch Dialektik (Hegel Lexikon S.142). Koch fügt in seiner Vorlesung noch Dialethie (wahr im Werden, Koch Seite 16) sowie Gelegenheitsstätze oder Augenblickssätze hinzu (indexikalische Sätze, Koch Seite 15 - eine Liste indexikalischer Ausdrücke findet sich bei Winko ab Seite 153, Intentionalität und Indexikalität. Studien zu den philosophischen Grundlagen der extensionalen und intensionalen Semantik (uni-muenchen.de). Michael Wolff (1981, Neuauflage 2010) setzt sich ausführlich mit dem Gebrauch von "Widerspruch" bei Kant und Hegel auseinander.
Natur bei Kant und bei Hegel
Natur ist bei Kant das, was der Verstand der Natur zuschreibt und mit der sinnichen Anschauung (Erfahrung) abgegelichen ist. (siehe Prolegomena "Was ist Natur?"). Dieses (fast rein Verstandesverhältnis zur Natur kommt auch in der 3-ten Antinomie zum Ausdruck: "Es gibt in der Welt Ursachen durch Freiheit" - "Es ist keine Freiheit, sondern alles ist Natur". Hegel schreibt der Natur Objektivität zu. Dabei ist Objektivität alles, was durch reine Denkbestimmungen logisch erschlossen werden kann. Die Idee verwirklicht sich in der Natur. Hegel schreibt der Natur aber auch "Kontingenz" zu. Die Idee entlässt die Natur in Freiheit, es gibt Naturerkenntnis, die ist verhältnislos zur Idee. In dem Sinne ist sie kontingent, nicht unbedingt zufällig aber mindestens nicht in reinen Denkbestimmungen erfassbar. Für die Mechanik fasst Falkenburg das in Kapitel 3, Teil 1.2 Seite 149 so: "Die Kontingenz der Natur muß für Hegel also eher eine in Raum und Zeit als diejenige von Raum und Zeit sein."
Werke über und von Hegel
Über Hegel
- Was über Hegel in Wikipedia steht:
- weitere Hegel Seiten
Georg Wilhelm Friedrich Hegel selbst
- Werk (zeno.org)
- Phänomenologie des Geistes (zeno.org)
- Wissenschaft der Logik
- WdL bei Zeno (zeno.org)
- Logik 1 (Projekt Gutenberg)
- Logik 2 (Projekt Gutenberg)
- Zeno (zeno.org)
- Enzyklopädie der philosophischen Wisenschaften
- Georg Wilhelm Friedrich Hegel Nürnberger und Heidelberger Schriften (phil-splitter.com)