Wissenschaft der Logik: Sein
Denkt man, so verbinden sich mit dem was man denkt - auch wenn es Allgemeines ist - Vorstellungen. Im reinen Denken wird von all diesen Vorstellungen abstahiert. Zumindest wird der Versuch gemacht und wenn er methodisch erfolgt nennt man es Logik. Die im Denken unmittelbar vorhandenen Begriffe werden in Beziehung gesetzt. Allerdings sind die Begriffe nicht in einfach da. Sie sind in den Werken der Philosophen über Jahrhunderte gesammelt vorzufinden.
Sein, Hegel fängt nicht mit einer Aussage an sondern mit einem Begriff, Subjekt ohne Prädikat. Sein denkt man bei allem Denken immer mit, aber das geht nur, wenn es ist vollständig abstrakt genommen wird, ohne jeden konkreten Inhalt.
Von Sein entfaltet Hegel den logischen Raum zunächst bis zu den Begriffen Qualität, Quantität, Maß. Als logischer Operator des Entfaltens findet sich nur NICHT (NOT). NICHT SEIN ergibt NICHTS. Dann ist aber schon Schluss. Oder?
In seiner Vorlesung von 2013 (Seite 17) beschreibt Anton Friedrich Koch sein Verständnis davon, wie Hegel den Stillstand des Denkens überwindet:
"In der einen Hinsicht wollen wir der klassischen Logik und ihrem Satz vom zu vermeidenden Widerspruch treu bleiben. Wir wollen sagen:
Nichtwiderspruchsprinzip: Nichts ist der Fall und zugleich auch nicht der Fall.
Die Betonung liegt hier aber auf dem Wort „ist“, d.h. auf dem Sein. Für das Sein gilt das Nichtwiderspruchsprinzip. Und dabei soll es bleiben. Bezüglich des Seins sind wir keine Dialetheisten. Aber es gibt eben wahre Augenblickssätze, und Augenblickssätze sind selbstwidersprüchlich, also Dialethien. Um das Nichtwiderspruchsprinzip in Kraft zu halten, müssen wir also sagen:
Wahre Augenblickssätze beschreiben kein (Der-Fall-)Sein, sondern etwas Grundverschiedenes: ein (Der-Fall-)Werden."
Der Widerspruch "Sein - Nichts" bewegt sich oder bewegt die Logik zur Kategorie des Werden. Nach dem Werden bleibt das Gewordene oder das Dasein. Das Werden ist weg negiert durch das dasein. Das Dasein ist da, aber wie? Es ist der Nachfolger des Werden. Das werden hat die Momente des Entstehens oder Vergehens. Die können als Augenblicksbegriffe widersprüchliche nebeneinader bestehen. Das Dasein besteht aus Entstandenem und Vergangenem. Angenommen, das ist so, dann kann Dasein nicht einfach das Sein sein.
Wieder mit Koch, Seite 20:
"Das Dasein vernichtet das Werden, das Werden bestimmt das Dasein.
Die Bestimmtheit des Daseins (die Tatsache, daß es das Negative des Werdens ist) ist für das reine Denken am Dasein zunächst nicht erkennbar. Daher ist das Dasein mit seiner Bestimmtheit eins. Dieses völlige Zusammenfallen von Dasein und Bestimmtheit drückt Hegel aus, indem er die Bestimmtheit des Daseins als Qualität faßt. Das Dasein
hat keine Bestimmtheit, sondern ist seine Bestimmtheit, es ist durch und durch nur Qualität."
Wir wissen, dass das Dasein bestimmt ist. Es ist aber nicht klar wie. Was bestimmt ist hat Qualität. Aber welche? Das ist unbekannt, eben nur Qualität, also ist die Rede davon, dass das Dasein Qualität ist. Das Dasein entstand (logisch) aus Entstehen und Vergehen, aus dem Werden. Im nächsten Schritt ist Dasein ja schon da und das Werdern muss Veränderungs sein. Das führt zu dem Etwas und dem Anderen.
Wieder mit Koch, Seite 27
"Die Momente der Veränderung sind nicht mehr Sein und Nichts bzw. Entstehen und Vergehen (wie im anfänglichen Werden), sondern Realität und Negation; Realität ist Dasein (denn das Dasein ist ja identisch mit seiner Bestimmtheit, Qualität, Realität), Negation ist ebenfalls Dasein, wenn auch negativ akzentuiertes. Im Werden, also nun in der Veränderung, haben wir daher ein Übergehen von einem Dasein zu einem Dasein, entweder von Realität zu Negation oder umgekehrt. So sind nicht nur die inneren Momente, sondern auch die äußeren Flanken oder Seiten der Veränderung ein Dasein und ein anderes Dasein, d.h. Etwas und ein Anderes (von derselben Art wie das Etwas). Kurz, die Veränderung findet statt zwischen Etwas und einem Anderem."
Zügig soll es über die Qualität bis zur Quantität weiter gehen. Veränderungen operieren (logisch) auf dem Dasein und zerteilen oder addieren es zu Daseiendem. Das Andere ist die Negation des Etwas und das wiederum die Negation des Anderen: Die Kategorie der Qualtität ist aus der Entfaltung des logischen Raumes bestimmt. Insofern ist sie keine Kategorie mehr, weil sie nicht mehr (unbegründeter) Ausgangspunkt des Denkens ist.
Aus Grenzen und Grenzenlosigkeit emergiert die Quantität. Um im Maß Quanten oder Größen zu bilden muss die Quantität sich wieder mit der Qualität zusammentun.
Quellen:
- Vorlesung Sommer Semester 2013, logik2013 (uni-heidelberg.de)
- Wissenschaft der Logik – Wikipedia